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Symbol für die frühen Wurzeln des Bankwesens in Basel
Dr. phil. Vincent P. Oberer Samstag, 1. Juni 2024 von Dr. phil. Vincent P. Oberer

Stadtgeschicht Basel

Basel und sein Bankenplatz: Vom goldenen Mittelalter zum globalen Finanzstandort

Basel – bekannt für seine reiche Kultur, beeindruckenden Museen und seine malerische Altstadt am Rhein, befindet sich am heutigen Dreiländereck. Doch weniger bekannt: Basel war einst ein echtes Finanzzentrum der Schweiz, noch bevor Zürich zur Wirtschaftsmacht aufstieg. Die Geschichte des Bankwesens in Basel reicht weit zurück – bis zu den Goldschmieden und Alchemisten des Mittelalters. Heute, anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Basler Kantonalbank, lohnt sich ein genauerer Blick: Warum blühte der Bankenplatz Basel so früh auf? Was verband ihn mit der Suche nach Reichtum und dem Fernhandel? Und warum wurde Zürich später zum dominierenden Finanzplatz der Schweiz? Entdecken Sie mit uns, wie Basel seine Spuren in der Finanzgeschichte hinterlassen hat.

Die Anfänge des Basler Bankenplatzes

Die Wurzeln des Bankwesens in Basel: Vom Handel zur Alchemie

Kaum zu glauben: Basel war einst das bedeutendste und internationalste Finanzzentrum der Schweiz. Bereits im 13. Jahrhundert spielte die Stadt am Rheinknie eine zentrale Rolle im europäischen Handels- und Geldverkehr und war bekannt als eine der bedeutendsten Turnierstädte für Ritter aus ganz Europa. Damals finanzierte Cosimo de’ Medici, ein Mitglied der berühmten italienischen Gelddynastie, auf einer Geschäftsstelle in Basel internationale Handelsgeschäfte und stärkte so die Stellung der Stadt im transalpinen Wirtschaftsaustausch.

Ein Meilenstein folgte im 15. Jahrhundert, als das Basler Konzil (1431–1449) zahlreiche Bankiers, Wechselhändler und Kaufleute aus ganz Europa in die Stadt zog. Zudem sorgte auch die Gründung der Universität im Jahr 1460 für wirtschaftlichen Aufschwung. Basel entwickelte sich in dieser Zeit zum Schmelztiegel des Wissens und der Innovation sowie zum wichtigsten Geldwechselzentrum der Schweiz. Der Bedarf an Finanzdienstleistungen wuchs, und so wurde der Geldwechsel Anfang des 16. Jahrhunderts verstaatlicht.

Die neu geschaffenen amtlichen Wechselstuben übernahmen vielfältige Aufgaben: Sie wechselten Währungen, brachten neues Geld in Umlauf, vergaben Darlehen und Kredite, führten Überweisungen aus und verwalteten Vermögen. Besonders bedeutend war der Basler Stadtwechsel — als einziges Emissionsinstitut in der Schweiz vermittelte er öffentliche Anleihen und trug entscheidend zur finanziellen Stabilität bei. Basel festigte damit seine Rolle als führender Finanzplatz des Landes.

In dieser Zeit überschneiden sich auch die Welten von Wissenschaft, Handel und Alchemie. Basel war ein bedeutendes Zentrum der Alchemie und frühen Chemie — eine Disziplin, die sich nicht nur auf die Umwandlung von Metallen konzentrierte, sondern auch auf die Herstellung von Farben, Arzneimitteln und Edelmetallen. Die Suche nach neuen Wertstoffen und künstlichem Gold inspirierte viele Kaufleute und Geldwechsler, ihr Kapital in diese „Wissenschaft der Verwandlung“ zu investieren. Damit verbanden sich auf einzigartige Weise materielle Finanzgeschäfte und die alchemistische Idee der Wertschöpfung.

Basel und der Rhein: Eine Brücke ins wirtschaftliche Wachstum

Basel verdankte seinen Aufstieg auch einer geografischen Besonderheit: dem Rhein. Als wichtige Handelsader Europas verband er Nordsee und Alpen. Doch Basel hatte ein besonderes Ass im Ärmel: eine der ersten festen Brücken über den Rhein, erbaut vor rund 800 Jahren. Diese Brücke machte Basel zum unverzichtbaren Knotenpunkt für Händler und Reisende. Güter, Geld und Ideen flossen durch die Stadt, und Basel etablierte sich als sichere Drehscheibe für internationalen Handel – und damit als idealer Standort für frühe Banken und Finanzdienstleister.

Mit dem Rückgang des Stadtwechsels im 18. Jahrhundert wandelte sich die Landschaft erneut. Die amtlichen Wechselstuben wurden aufgegeben. Stattdessen begannen viele Warenhändler, auch selbst Finanzgeschäfte abzuwickeln. Aus diesen Aktivitäten entwickelten sich die ersten modernen Banken Basels. Den Anfang machte Benedict La Roche, dessen Name heute als Synonym für die Entstehung des Basler Bankenwesens gilt. 1787 gründet er eine Handels- und Speditionsgesellschaft, die Handlung La Roche. Vorerst stehen Transport- und Kommissionsgeschäfte sowie Spekulationen im Vordergrund und er vergibt auch Kredite. Seine Institution gilt als eine der ersten echten Banken der Stadt — und legte damit den Grundstein für eine Tradition, die Basel noch heute als wichtigen Finanzstandort prägt.

Warum Basel ein frühes Finanzzentrum der Schweiz wurde

Basel profitierte im Spätmittelalter und in der Renaissance von mehreren Faktoren:

  • Geografische Lage: An einem zentralen Knotenpunkt zwischen Frankreich, Deutschland und Italien.

  • Religiöse Toleranz: Viele verfolgte protestantische Familien aus Frankreich und Italien fanden Zuflucht in Basel und brachten Kapital und Handelsnetzwerke mit.

  • Frühe wirtschaftliche Diversifizierung: Neben dem Handel wuchs die Druckindustrie (z.B. Johannes Froben), die Textilindustrie (Seidenbandweberei) und später die Chemiebranche.

All diese Entwicklungen trugen dazu bei, dass Basel als erstes echtes Finanzzentrum der Schweiz galt - lange bevor Zürich im Zeitalter der Industrialisierung Basel ablösen wird.

Der Abstieg des Bankenplatzes Basel und Zürichs Aufstieg

Vom goldenen Zeitalter zum Abstieg: Zürichs Aufstieg und Basels Herausforderungen

Ab dem 19. Jahrhundert verlagerte sich das wirtschaftliche Schwergewicht der Schweiz. Zürich wuchs rasant – dank schneller Industrialisierung, dem Ausbau des Eisenbahnnetzes und dem Entstehen großer Firmen. Eine wesentliche Rolle dürfte Basels Trennungswirren von 1833 und der einhergehende Verlust seines Hinterlandes gespielt haben.

Während Basel weiterhin auf traditionelle Märkte setzte, investierte Zürich in neue Industrien und schuf moderne Banken wie die Schweizerische Kreditanstalt (Credit Suisse resp. seit 2024 übernommen durch die UBS). Die Banken in Zürich entwickelten sich zu international agierenden Großbanken – Basel hingegen blieb regionaler und traditionsbewusster.

Der Untergang der Basler Börse: Ein Schicksal mit Ansage

Die Basler Börse, gegründet 1876, spielte eine wichtige Rolle für regionale Unternehmen. Doch mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Zürichs und Genfs sowie der fortschreitenden Globalisierung geriet sie zunehmend ins Abseits.

1993 erfolgte die endgültige Schließung der Basler Börse. Die Schweizer Börsen fusionierten und bildeten später die SIX Swiss Exchange. Für Basel bedeutete das das Ende seiner Ära als eigenständiger Finanzplatz.

Basel heute: Global vernetzt trotz verändertem Bankenplatz

Heute spielt Basel im Finanzwesen weiterhin eine bedeutende Rolle – jedoch anders als früher. Mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) beherbergt Basel eine der wichtigsten Institutionen der globalen Finanzarchitektur. Zudem prägen internationale Konzerne wie Roche und Novartis das Stadtbild.

Basel bleibt also ein Ort, an dem Geschichte, Innovation und wirtschaftliche Kraft faszinierend zusammenkommen.

Basel – Wo Geschichte und Finanzwelt aufeinandertreffen

Basels Rolle als Wiege des Schweizer Bankwesens zeigt: Die Stadt war immer ein Ort des Austauschs, der Innovation und der kulturellen Vielfalt. Wer heute durch Basel spaziert, kann diese Geschichte an vielen Orten noch entdecken.

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