

Stadtgeschicht Basel
Zu Besuch auf Schloss Wildenstein – ein mittelalterliches Juwel im Baselbiet
Ein Besuch auf Schloss Wildenstein im Baselbiet verspricht eine Zeitreise ins Mittelalter – ein Erlebnis für Kultur- und Geschichtsfans gleichermaßen. Tief im Wald nahe Bubendorf liegt dieses malerische Schloss, umgeben von uralten Eichen und mystischen Legenden. Hier oben, wo ein Schlossgespenst sein Unwesen treiben soll und man die Kraft vergangener Zeiten beinahe spüren kann, gibt es für Neugierige viel zu entdecken. Die trutzigen Mauern der einzigen erhaltenen Höhenburg der Region hüten Geschichten von Rittern und Adelsfamilien, von Belagerungen und Bündnissen. Begleiten Sie uns auf einem Rundgang durch die Geschichte und Bedeutung von Schloss Wildenstein – von den Anfängen im 13. Jahrhundert bis zu den lebendigen Veranstaltungen, die heute Besucherinnen und Besucher in ihren Bann ziehen.
Geschichte von Schloss Wildenstein – von der mittelalterlichen Burg zum Landsitz im Baselbiet
Schloss Wildenstein blickt auf eine abwechslungsreiche, über 700-jährige Geschichte zurück. Im 13. Jahrhundert errichtete die Adelsfamilie von Eptingen auf dem Gebiet des heutigen Bubendorf die ursprüngliche Burganlage in Form eines massiven Wohnturms. Diese erste Burg war eine typische Rodungsburg – angelegt auf gerodetem Land, das dem Domstift der Basler Bischofskirche gehörte, und blieb als Lehen im Besitz der Kirche. Schon früh erlebte Wildenstein stürmische Zeiten: 1334 wurde die Burg wegen eines Landfriedensbruchs des Burgherrn von den Truppen aus Bern und Solothurn belagert und schwer beschädigt. In der Folge ließ die Familie von Eptingen den Wohnturm wieder instand setzen und verstärkten ihn mit bis zu vier Meter dicken Mauern.
In den folgenden Jahrhunderten wechselte Wildenstein mehrfach den Besitz. 1378 / 1380 verkaufte die Familie von Eptingen ihre Burg an die Herren von Baden, welche sie wenige Jahre später dem Deutschritter-Ordenshaus Beuggen überließen. 1388 gelangte Wildenstein an den Basler Patrizier Petermann Sevogel, der auch den nahegelegenen Arxhof erwarb. Schließlich kaufte die Stadt Basel im Jahr 1500 das Schloss Wildenstein. Die Basler sicherten sich damit strategisch dieses Adelsschloss, um es dem Einfluss der benachbarten Solothurner zu entziehen. Von nun an war Wildenstein ein Basler Adelssitz, allerdings mit beschränkten Rechten, da Basel als neuer Landesherr bestimmte Auflagen verhängte.
Über die Basler Herrschaft hinaus geriet das Schloss später in private adelige Hände. Im 17. Jahrhundert zum Beispiel war Sophie von Planta Schlossherrin auf Wildenstein. Sie gab 1693 den alten mittelalterlichen Wohnturm als Wohngebäude auf und ließ stattdessen die Ökonomie- und Dienstgebäude an der Nordostecke der Anlage zu einem komfortablen Wohntrakt ausbauen – das nach ihr benannte Plantahaus. Im Jahr 1792 erbte die wohlhabende Basler Familie Vischer das Schloss und gestaltete es erneut um. In der Ära der Burgenromantik im 19. Jahrhundert inszenierten die Vischers Wildenstein als romantische Ritterburg: Sie statteten den alten Wohnturm mit Gemälden, rustikalem Mobiliar und sogar einem „Gefängnis“ aus, um das Mittelalterflair zum Leben zu erwecken. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Wildenstein bewohnt – 1947 richtete man das Schloss als ganzjährigen Wohnsitz ein, den die letzten privaten Besitzer fast fünfzig Jahre lang nutzten.
Einen neuen Abschnitt seiner Geschichte erlebte Schloss Wildenstein, als 1994 der Kanton Basel-Landschaft die Anlage erwarb und umfassend restaurierte. Damit ging das Schloss nach rund 500 Jahren wieder in den Besitz der öffentlichen Hand über. Die historische Bausubstanz wurde in den folgenden Jahren sorgfältig instand gestellt, sodass Besucher heute durch Jahrhunderte alte Räume gehen und originale Details aus verschiedensten Epochen entdecken können. Seit 1997 steht sogar die Umgebung des Schlosses unter Naturschutz, da sie sowohl kulturhistorisch als auch ökologisch außerordentlich wertvoll ist. Wildenstein hat sich von der mittelalterlichen Adelsburg zu einem liebevoll erhaltenen Kulturdenkmal gewandelt, das Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise verbindet.
Lage der Burg Wildenstein bei Bubendorf und ihre strategische Bedeutung
Schloss Wildenstein erhebt sich auf einem bewaldeten Hügel südlich von Bubendorf im Kanton Baselland. Wer heute den rund einstündigen Fussweg vom Tal hinauf zur Burg geht oder der Straße in das abgelegene Tal folgt, spürt sofort die Abgeschiedenheit dieses Ortes. Tatsächlich liegt Wildenstein versteckt in einem Seitental der Hinteren Frenke, abseits der großen Verkehrswege. Anders als viele Burgen, die wichtige Handelsrouten oder strategische Pässe kontrollierten, diente Wildenstein nie der Überwachung einer Schlüsselstelle – eine herausragende militärische Bedeutung kam der Anlage zu keiner Zeit zu. Die Burg wurde vielmehr dort errichtet, wo es genügend Land und Ressourcen gab, um einen repräsentativen Herrensitz inmitten einer Rodungsfläche zu begründen.
Die abgelegene Lage von Wildenstein mindert jedoch keineswegs ihren Reiz – im Gegenteil. Die Höhenburg thront über dem Tal und bietet einen weiten Blick ins Baselbiet, auch wenn sie selbst vom Tal aus kaum zu sehen ist. Gerade diese versteckte Position trug dazu bei, dass Schloss Wildenstein mehr ein Landsitz als eine Festung war. Die Herren von Eptingen nutzten das Areal, um ihre Macht zu demonstrieren, ohne aber in große kriegerische Konflikte um die Burg verwickelt zu werden. Zwar wurde Wildenstein – wie erwähnt – 1334 in Fehden kurzzeitig belagert, doch insgesamt war die Burg eher ein symbolträchtiger Adelssitz als ein militärischer Stützpunkt. Ihre strategische Bedeutung lag vor allem in der Zugehörigkeit zum Einflussgebiet der Stadt Basel ab 1500: Durch den Kauf der Burg sicherte Basel seinen Machtanspruch im Umland gegenüber Solothurn. Ansonsten blieb Wildenstein über die Jahrhunderte ein ruhiger Ort, der mehr durch seine landschaftliche und kulturelle Bedeutung besticht.
Wichtige Burgherren von Wildenstein und ihr Bezug zur Region Basel
Viele adlige Familien und Persönlichkeiten mit Bezug zur Region Basel prägten die Geschichte von Schloss Wildenstein. Den Anfang machten die Herren von Eptingen, ein Ministerialengeschlecht des Bischofs von Basel, das die Burg im 13. und 14. Jahrhundert bewohnte. Heinrich von Eptingen nannte sich ab 1293 stolz „Dominus de Wildenstein“ – der Herr von Wildenstein. Sein Sohn Gottfried geriet mit den Nachbarn in Konflikt, was 1334 zur Besetzung der Burg durch Bern und Solothurn führte. Dennoch blieb die Familie von Eptingen für einige Zeit tonangebend, reparierte die Schäden und baute das Anwesen weiter aus.
Der Basler Patrizier Petermann Sevogel (Geldwechsler von Beruf), erwarb 1388 Wildenstein. Die einflussreiche Familie Seevogel ging jedoch bereits mit dem Tod des Sohnes Henman Seevogel bei der Schlacht von St. Jakob 1444 unter. Als die Stadt Basel selbst um 1500 die Burg aufkaufte, wurde Wildenstein offiziell Teil der Basler Herrschaftsgebiete. Basel integrierte das Schloss in seine Territorialpolitik: Man wollte verhindern, dass die benachbarte Stadt Solothurn ihre Macht in diesem Gebiet ausdehnte, und so wurde Wildenstein zum Basler Außenposten im Sisgau. Die Basler Zeit war zwar relativ kurz – die Stadt verkaufte das Schloss später unter Auflagen weiter – markiert aber einen wichtigen Bezug des Schlosses zur Geschichte der Region Basel.
Im 17. und 18. Jahrhundert ging Wildenstein in den Besitz wohlhabender Familien über, die ebenfalls eng mit Basel verbunden waren. Sophie von Planta (Geborene von Rosen), die das Schloss Ende des 17. Jahrhunderts besaß, entstammte einer alten Baseler Solddienstunternehmerfamilie und wurde mit Meinrad von Planta verheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes modernisierte sie die Anlage und machte sie bewohnbarer. Wenig später kam mit den Vischer-Merian eine der bedeutendsten Basler Patrizierfamilien ins Spiel: Peter Vischer-Merian und seine Nachkommen nutzten Wildenstein ab 1792 als ihren ländlichen Sommersitz.
Nicht zuletzt sind die jüngeren Entwicklungen eng mit der Region verknüpft. Als der Kanton Basel-Landschaft 1994 das Schloss übernahm, war es der damalige Regierungsrat Eduard Belser, selbst ein Baselbieter, der sich für den Erhalt und die öffentliche Zugänglichkeit einsetzte. Die Gründung des Vereins „Freunde Schloss Wildenstein“ folgte, um das Schloss mit Leben zu füllen und kulturell zu nutzen. Insgesamt zeigt ein Blick auf die Burgherren und Besitzer: Schloss Wildenstein war stets eng mit der Region verbunden.
Bedeutung von Schloss Wildenstein in Vergangenheit und Gegenwart
In der Vergangenheit war Schloss Wildenstein vor allem ein Symbol städtischen Bürgertums im ländlichen Raum. Als eine von nur zwei erhaltenen Höhenburgen mit originalem Wohnturm in der Region trägt es maßgeblich zum kulturellen Erbe bei. Über die Jahrhunderte wandelte sich seine Rolle vom mittelalterlichen Wohnturm zur barocken Landresidenz und schließlich zum romantisch verklärten Schloss – jede Epoche hat Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar sind. Aufgrund seiner gut erhaltenen Bausubstanz und der Lage inmitten einer historischen Kulturlandschaft ist Wildenstein als architektonische Schatzkammer zu betrachten: Von mittelalterlichen Grundmauern über Renaissance-Malereien bis zu neugotischen Umbauten der Burgenromantik erzählt das Schloss anschaulich die regionale Geschichte.
Heute hat Schloss Wildenstein eine neue Bedeutung als Ausflugsziel und Veranstaltungsort. Seit der Restauration in den 1990er Jahren steht das Schloss heute der Öffentlichkeit in verschiedener Weise zur Verfügung. Einerseits ist die Umgebung mit dem weitläufigen Eichenhain ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die imposanten, knorrigen Eichen rund um das Schloss sind teils über 500 Jahre alt und bilden ein einzigartiges Naturdenkmal. Alt-Regierungsrat Belser bezeichnete diesen Eichenhain gar als „von nationaler Bedeutung“, also als Naturerbe ersten Ranges. Unter den Bäumen lässt es sich wunderbar spazieren; nicht weit vom Schloss stürzt der Sormatt-Wasserfall in die Tiefe – ein Ort, der als besonderer Kraftort gilt und viele Wanderer anzieht.
Andererseits ist das Schloss selbst heute ein lebendiger Kulturort. Es kann für private Feiern, Seminare und Hochzeiten gemietet werden – besonders Hochzeitsgesellschaften schätzen die romantische Kulisse des Schlosshofs. Gleichzeitig finden kulturelle Veranstaltungen statt, die das historische Gemäuer mit neuem Leben füllen. Die Kombination aus Geschichte und Gegenwart macht Schloss Wildenstein zu einem wesentlichen Ort der Baselbieter Identität, wie Kenner betonen. Hier verbinden sich die Geschichten der früheren Adligen und Patrizier mit den Erlebnissen heutiger Besucher, wodurch die Vergangenheit spürbar lebendig bleibt.
Veranstaltungen auf Schloss Wildenstein: Besuchstage, Hexentag und Weihnachtsmarkt
Damit Schloss Wildenstein auch für die breite Öffentlichkeit erlebbar bleibt, organisiert der Verein „Freunde Schloss Wildenstein“ regelmäßig Veranstaltungen und Besuchsmöglichkeiten. In den Sommermonaten wird die Burg an offenen Sonntagen für Gäste geöffnet: Von Juni bis Oktober findet jeweils am ersten Sonntag im Monat ein Besuchstag mit kostenlosen Führungen durch das gesamte Schloss statt. An diesen Tagen führen fachkundige Freiwillige durch den alten Wohnturm und den Plantabau, sodass Groß und Klein einen spannenden Einblick in die sonst verschlossenen Räume erhalten. Eine Voranmeldung ist nicht nötig – man trifft sich pünktlich am Schlosstor und taucht gemeinsam in die Vergangenheit ein. Fürs leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt: Im historischen Innenhof öffnet am offenen Sonntag ein kleines Schlosscafé, das hausgemachte Kuchen, kleine Speisen und regionale Getränke anbietet. So wird der Ausflug nach Wildenstein zum genussvollen Erlebnis in besonderer Atmosphäre.
Neben den regelmäßigen Führungssonntagen bereichert der Verein das Schlossleben mit einzigartigen Events. Ein Höhepunkt im Jahreskalender ist der Weihnachtsmarkt auf Schloss Wildenstein, der jeweils Mitte November an einem Freitag und Samstag stattfindet. Rund 45 Marktstände verwandeln den Schlosshof, die Allee und das nahe Hofgut in ein kleines Weihnachtsdorf. Kreative Aussteller aus der Region präsentieren handgefertigtes Kunsthandwerk, Geschenkideen und kulinarische Leckereien. Vor der historischen Schlosskulisse und zwischen funkelnden Lichtern kommt eine märchenhafte Vorweihnachtsstimmung auf – ein Erlebnis, das Besucher weit über die Region hinaus anzieht. Lassen Sie sich von diesem vorweihnachtlichen Ambiente verzaubern und genießen Sie einen Anlass, der Tradition und Geschichte stimmungsvoll vereint.
Ein noch junges Veranstaltungsformat ist der Hexentag auf Wildenstein. Erstmals am 21. Juni 2025 lädt das Schloss alle kleinen und großen Hexenfans zu einem fantasievollen Spektakel ein. Unter der Leitung der „Oberhexe Gundula“ verwandelt sich die Burg für einen Tag in eine zauberhafte Hexenschule: Kinder und Familien können im Hexenturm auf Entdeckungsreise gehen, sich mit Hexenhut, Zauberstab und Hexennase ausstaffieren und an einer magischen „Diplomprüfung“ teilnehmen. Ein Zauberbistro lockt mit ungewöhnlichen Hexen-Tränken und Leckereien, während eine gruselig-spannende Liveshow für Gänsehaut sorgt. Punkt zwölf Uhr ziehen alle verkleideten Hexen gemeinsam in den Burghof ein – ein Schauspiel, das man nicht verpassen sollte. Mit dem Hexentag schafft der Verein ein familienfreundliches Ereignis voller Fantasie und Bezug zu den sagenhaften Geschichten, die man Wildenstein nachsagt. Diese neuen Ideen zeigen, wie kreativ das historische Gemäuer heute genutzt wird, um Jung und Alt zu begeistern.
Ob offene Führungen, stimmungsvolle Weihnachtsmärkte oder mystische Thementage – Schloss Wildenstein ist längst mehr als ein stilles Baudenkmal. Die Veranstaltungen erwecken die Vergangenheit zum Leben und knüpfen zugleich neue Bänder zwischen dem Schloss und der Region. Jede Besucherin und jeder Besucher wird Teil der laufenden Geschichte dieses Ortes, sei es beim gemütlichen Rundgang an einem Sommer-Sonntag oder beim Feiern im Schein von Fackeln und Laternen.
👉 Weitere Informationen zu den kommenden Veranstaltungen: https://fr-schloss-wildenstein.ch
Haben Sie nach Ihrem Besuch auf Schloss Wildenstein Lust, noch tiefer in die Geschichte der Region einzutauchen und mehr über die Patrizierfamilien aus Basel zu erfahren? Dann sollten Sie unbedingt eine historische Stadtführung mit Läggerli Tours zum Basler «Daig» besuchen. Entdecken Sie spannende Details über die Familien Vischer-Merian, Sevogel und von Planta, die nicht nur eng mit der Geschichte des Basler Daig verbunden sind, sondern auch ihren Einfluss auf die Entwicklung der Stadt Basel ausübten. Tauchen Sie ein in die Geschichte dieser bedeutenden Familien und erleben Sie, wie sich Basels Geschichte im Basler Daig widerspiegelt. Besuchen Sie unsere historischen Führungen und lassen Sie sich von unserer Leidenschaft für die Geschichte Basels anstecken!